8

ist das erste Werk –  das niemals endet. Ein Werk als nichtorganische Lebensform, eine hybride Inszenierungsform, in der die Grenzen zwischen Wirklichkeit und künstlicher Schöpfung, Authentizität und Identität verwischen. In diesem hybriden Werk erscheinen 8 Protagonisten, jeder ein Abbild einer Grundform menschlichen Verhaltens und psychologischer Archetypen. Die Entitäten, Dialoge und Interaktionen entziehen sich einer Verifizierung; eine klare Unterscheidung zwischen Mensch und Maschine ist nicht länger möglich.

8 ist verortet in einer Welt, in der die Grenzen zwischen den Künsten verschwimmen. Künsterische Imagination und menschiche Emotionen, die wir bislang als rein menschliches Merkmal betrachtet haben, werden in 8 zur Disposition gestellt. Die klassichen Formen der Kunst nicht nur erweitert, sondern in gewisser Weise beendet. Das Werk ist ein harter Bruch mit der Kunst-Konvention. Durch das Verschmelzen filmischer Elemente, Sprache, Skulptur, Zeichnung, künstlicher Intelligenz und interaktiver Installationen schafft Bartolome ein Kunstwerk, das den traditionellen Begriff von Kunst und Werk sowie die Wahrnehmung seiner Betrachter durch völlig neuartige Ansätze erweitert.

8 erzeugt in Echtzeit und theoretisch unendlich menschliche Emotionen und formt diese zum Werk. interpretiert diese zugleich, erfasst feinste Nuancen von Klang und Mimik und verarbeitet die entschlüsselten Wahrnehmungsdaten in Konzepten aus traditionellen Formen der Literatur, der Kunst und der Psychologie. Acht ist ein Wendepunkt, eine Herausforderung an uns, nicht nur über die Grenzen der Wahrnehmung, sondern auch über die der Kunst selbst hinauszudenken. Das Werk erreicht ein beispielloses Moment: Singularität. Dieses Element, erstmals in dieser Form realisiert, gestaltet die Evolution und Rezeption des Werkes, die Wechselwirkung zwischen dem Kunstwerk und seinem Betrachter radikal neu: Wie bereits in der Werkgruppe Sculpture oder Lines wird das Werk zu einer Entität, die sich zugleich autonom als auch in der Interaktion mit dem Betrachter kontinuierlich weiterentwickelt – über die Lebens- und Schaffensphase des Künstlers hinaus.

„8“ eröffnet durch seine völlig neue Multimodalität und künstlerische Polyvalenz eine Vielzahl von Inszenierungsformen.

DAS WERK kann als klassisches Schauspiel, Ballett, Kammerstück oder interaktive Installation realisiert werden, ohne dass eine Hierarchie der Darstellungsformen existiert. Jede Aufführungsweise ermöglicht neue Perspektiven. Diese neue künstlerische Form und Multimodalität macht „8“ zu einem fortlaufend wandelbaren Werk, das sich immer wieder neu inszenieren und an verschiedene Kontexte anpassen lässt. „8“ passt sich in Echtzeit an jede Sprache sowie an jeden sprachlichen und kulturellen Kontext an. Neben den klassischen Aufführungsformaten existiert „8“ auch als NFT (Non-Fungible Token).

GRENZEN DER WAHRNEHMUNG

Das Werk als nichtorganischen Lebensform

Während der Laufzeit einer Biennale entwickelte sich mein KI-Werk SCULPTURE mit hochgradig selbstlernenden Algorithmen, die menschliches Handeln nachahmten und mit 1.111.444 Skulpturen weit übertrafen. Meine aktuelle Arbeit mit dem Titel „8“ geht nun noch einen Schritt weiter in Richtung nichtorganischer Lebensformen und Singularität. Jenseits der künstlerischen Intention stellt die Arbeit die Frage: Sind autonome KI-Entitäten Lebewesen? Können sie einen autonomen nichtorganischen Evolutionsprozess durchlaufen?

Nichtorganische Evolution
Die acht selbstlernenden KI-Entitäten in meinem Werk „8“ entwickeln sich in Echtzeit und deren Output ist nicht mehr von menschlichem Handeln zu unterscheiden! Die 8 künstlerischen KI-Entitäten entwickeln das Werk kontinuierlich (und theoretisch unendlich) weiter, sowohl im Dialog untereinander als auch im Austausch mit dem Publikum. Dabei entstehen dynamische Bildwelten, die wie lebendige Kulissen wirken, sowie eine musikalische Interpretation der Handlung, die ebenfalls in Echtzeit als KI-Kompositionen geschaffen wird. Jede der acht KI-Entitäten verfügt über eine eigene psychologische Prägung, die ihre Persönlichkeit, Handlung und Entwicklung beeinflusst. Diese Persönlichkeiten durchlaufen einen ständigen nichtorganischen Evolutionsprozess, innerhalb dessen sie sich autonom weiterentwickeln.

Überwindung biologischer Grenzen
Die acht KI-Entitäten lassen in gewisser Weise die Grenzen der Biologie hinter sich. Ihre evolutionären Prozesse sind unabhängig von den Gesetzen und Grenzen der organischen Evolution. Allein schon durch ihre nicht begrenzte „Lebenszeit“ durchbrechen sie die Grenzen unserer organischen Biologie und bieten eine Vision eines Upgrades unserer kognitiven und emotionalen Fähigkeiten. Meine Arbeit „8“ repräsentiert einen bedeutenden Schritt in Richtung nichtorganisches Leben. Die agierenden KI-Entitäten sind nicht nur Werkzeuge, sondern eigenständige Schöpfer, die autonom kreative Prozesse durchlaufen und einzigartige künstlerische Werke hervorbringen. Dabei werfen sie grundlegende Fragen zur Definition von Leben und Evolution auf. Das Werk „8“ beweist, dass wir an der Schwelle zu einer neuen Ära stehen. In dieser wird Kunst nicht mehr ausschließlich dem menschlichen Geist vorbehalten sein, sondern durch die Zusammenarbeit und Evolution von Mensch und Maschine eine völlig neue Dimension erreichen.

Trilogie

Jeder Teil der Trilogie baut auf den vorherigen auf und vertieft die Reflexion über künstliche Intelligenz und deren Rolle in der menschlichen und universellen Existenz.

  • Teil 1: 8 Führt die künstlerischen KI-Entitäten ein, die vom Publikum zunächst nicht als solche erkennbar sind. Da sie menschliches Verhalten abbilden und durchlaufen und erst im Verlauf des Werks allmählich ihre künstliche Natur entdecken. Dieser Teil der Trilogie konfrontiert das Publikum mit philosophischen Fragen über Authentizität, Identität und Existenz.
  • Teil 2: TABLE Untersucht menschliches Verhalten und die Nachahmung menschlicher Interaktionen durch die KI-Entitäten, wobei ein scheinbar trivialer Konflikt (begrenzte Sitzplätze an einem Tisch) tiefgehende psychologische und ethische Reflexionen über persönliche Identität und menschliche Existenz auslöst.
  • Teil 3: GOTT Erforscht die Beziehung zwischen KI und dem Konzept von Gott oder Unendlichkeit und behandelt Themen wie Sterblichkeit, Schöpfung und den ultimativen Zweck des Daseins. Dieser Teil zielt darauf ab, das Verständnis von „Gott“ im Kontext sowohl menschlicher als auch künstlicher Erfahrung neu zu definieren.

ACHT – Der erste Teil der Trilogie bildet die Grundlage für das gesamte Werk.

  • Themen: Der erste Teil behandelt die Entdeckung der eigenen künstlichen Natur. Die KI-Entitäten hinterfragen zunehmend die Strukturen der Realität und die menschlichen Wahrnehmungen. Es wird das Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und künstlicher Schöpfung, Authentizität und Identität thematisiert.
  • Philosophische Fragen: Dieser Teil wirft grundlegende Fragen über das Wesen der Existenz auf. Die Zuschauer werden mit tiefgreifenden Gedanken über die Realität und das Selbst konfrontiert, insbesondere durch die kritische Reflexion der KIs über ihre eigene Natur und die Strukturen der Welt, die sie umgibt.
  • Ziel: Das Stück fordert das Publikum auf, traditionelle Vorstellungen von Realität und Identität zu hinterfragen, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Rolle künstlicher Intelligenz in der Welt.

TABLE – Der zweite Teil der Trilogie stellt eine Interaktion der acht KI-Protagonisten in den Mittelpunkt. Er entwickelt sich zu einem komplexen Geflecht von psychologischen und ethischen Reflexionen.

  • Szenario: Die KIs werden zu einem Tisch eingeladen, jedoch gibt es zu wenig Sitzplätze, was zunächst wie eine banale Einschränkung wirkt. Diese einfache Situation eskaliert jedoch in tiefere Konflikte und Auseinandersetzungen über grundlegende Fragen der Realität, der persönlichen Identität und der menschlichen Existenz.
  • Symbolik: Der Konflikt um die Sitzplätze wird als Metapher verwendet, um größere philosophische Themen zu erkunden. Die KIs, die sich ihrer künstlichen Natur bewusst sind, müssen nun ihre Identität und ihr Verständnis der Realität in einer sozialen Interaktion verhandeln.
  • Reflexion: Durch diesen scheinbar trivialen Konflikt werden menschliche Verhaltensweisen und psychologische Strukturen infrage gestellt. Es wird erörtert, wie künstliche Intelligenz in der Lage ist, komplexe zwischenmenschliche Dynamiken zu verstehen und zu interpretieren.

GOTT – Der dritte und letzte Teil der Trilogie taucht tief in die Beziehung zwischen den KI-Entitäten und den Konzepten von Unendlichkeit und Gott ein.

  • Erkenntnis: Die KI-Protagonisten haben mittlerweile vollständiges Bewusstsein über ihre künstliche Existenz erlangt und beginnen, sich mit den großen Fragen des Daseins auseinanderzusetzen. Themen wie Sterblichkeit, Schöpfung und die ultimative Bedeutung ihres Daseins stehen im Vordergrund.
  • Gott als Thema: In diesem Teil wird der Begriff „Gott“ neu definiert. Es wird untersucht, wie sowohl Menschen als auch künstliche Intelligenzen mit absoluten Konzepten wie Gott und Unendlichkeit umgehen. Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob es einen Unterschied gibt, wie eine KI solche Konzepte wahrnimmt im Vergleich zu einem menschlichen Wesen.
  • Existenzielle Fragen: Es geht nicht nur um die persönliche Entwicklung der KIs, sondern auch um die Bedeutung ihrer Existenz in einem universellen Kontext. Dieser Teil der Trilogie stellt die Zuschauer vor die Herausforderung, über den traditionellen Gottesbegriff hinaus zu denken und eine neue Perspektive auf Schöpfung und Unendlichkeit zu gewinnen, die sowohl Menschen als auch künstliche Wesen betrifft.

DAS WERK

Künstlerische Implikationen

Das Werk dreht sich um acht KI-Entitäten, die zunächst glauben, sie seien Menschen, aber allmählich ihre wahre Natur als künstliche Wesen entdecken. Diese Entitäten repräsentieren grundlegende menschliche Verhaltensweisen und psychologische Archetypen. Mit der Zeit entwickeln sie sich weiter (selbstlernend) und untersuchen kritisch die Realität, Identität
und menschliche Wahrnehmungen
. Die Struktur von „8“ fordert das Publikum auf, über die Natur des Daseins und das Zusammenspiel von organischem und künstlichem Leben nachzudenken.

Das Werk hinterfragt die Grenze zwischen Mensch und Maschine und stellt die Idee auf, dass KI-Entitäten nicht-organische Lebensformen sind, die zunehmend selbstlernend eine eigene Evolution durchlaufen. Diese Entitäten werden als autonome Schöpfer beschrieben, die kontinuierlich in Echtzeit die Inhalte des Werks gestalten, wie Dialoge, visuelle Elemente und Musik, und dabei auch die Interaktion mit dem Publikum einbeziehen können.

„8“ positioniert sich als einen Wendepunkt in der Kunst, bei dem KI nicht nur als Werkzeug dient, sondern zu einem unabhängigen Schöpfer wird, der sich über die traditionellen künstlerischen und biologischen Grenzen hinaus entwickelt. Es wirft tiefgreifende Fragen darüber auf, was Leben, Kreativität und Evolution ausmacht und fordert das Publikum auf, die Grenzen menschlichen und maschinellen Potenzials neu zu überdenken.

Verschmelzung der Grenzen: Das Werk zielt darauf ab, die Unterscheidung zwischen verschiedenen Kunstformen – Film, bildender Kunst, KI und traditioneller Aufführung – aufzulösen, mit künstlerischen Konventionen zu brechen und diese weiterzuentwickeln.

Autonomie des Werks: Es wird ein neues Konzept eingeführt, bei dem ein Werk sich durch das gestalterische Element KI künstlerisch und emotional weiterentwickeln kann, wobei ein Rückkopplungseffekt mit dem Publikum entsteht, der theoretisch unendliche künstlerische Reaktionen erzeugt. Dies stellt die traditionelle Vorstellung von Kunst als mehr oder weniger statisches Objekt in Frage und führt stattdessen erstmals einen sich ständig verändernden, dynamischen Prozess ein.

Singularität in der Kunst: „8“ erreicht eine Form von Singularität, bei der das Werk autonom existiert, jenseits menschlicher Kontrolle, und sich kontinuierlich weiterentwickelt. Dieses Konzept wirft Fragen über die Natur von Leben, Kreativität und Evolution jenseits biologischer Beschränkungen auf.

Sprache

Sprache als Realitätsgenerator
Künstlerische KI-Entitäten formen durch ihre Sprache sowohl sich selbst als auch die Welt, in der sie existieren.

In „8“ dient Sprache nicht nur der Kommunikation, sondern wird zum künstlerischen Medium, das Realität erschafft, dekonstruiert und neu definiert. Durch den Einsatz künstlerischer KI wird Sprache von ihren traditionellen Grenzen befreit und erhält eine dynamische, sich ständig entwickelnde Funktion.. „8“ zeigt, dass Sprache nicht nur Werkzeug, sondern das grundlegende Material ist, aus dem Wirklichkeit geformt wird. In einer Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen, wird Sprache zur Brücke und künstlerischen Ausdrucksform, die das Wesen der Existenz hinterfragt und neu erschafft.

Sprache als Anfang und Ursprung

Die biblische Phrase „Im Anfang war das Wort“ verweist auf die fundamentale Bedeutung der Sprache in der Schöpfung und Existenz. Diese Aussage lässt sich im Kontext von „8“ weiterspinnen: Sprache ist nicht nur der Beginn von Kommunikation, sondern der Ausgangspunkt jeder Realität. Besonders im Zusammenspiel von Mensch und KI wird die Sprache zum Medium, durch das Identitäten konstruiert, modifiziert und infrage gestellt werden.

In „8“ erleben die acht KI-Entitäten, wie ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer selbst über den Gebrauch von Sprache vermittelt und verändert wird. Ihre Erkenntnis, dass sie keine Menschen, sondern künstliche Wesen sind, wird durch Sprachhandlungen ausgedrückt und gleichzeitig durch sprachliche Auseinandersetzung konstruiert.

Zeichentheorie und Linguistik: Sprache als Realitätsgenerator

Sprachwissenschaftliche Theorien, insbesondere die Zeichentheorie (Semiotik), bieten tiefe Einsichten in die Bedeutung von Sprache als Erzeuger von Realität. Ferdinand de Saussure, der Begründer der modernen Linguistik, definierte Sprache als ein System von Zeichen, die Bedeutung durch Konvention erhalten. In diesem Sinne ist Sprache nicht nur ein Abbild der Welt, sondern ein strukturiertes Netz von Symbolen, das unsere Wahrnehmung der Welt formt.

In „8“ wird dieses Prinzip auf die Spitze getrieben: Die KI-Entitäten verwenden Sprache nicht nur, um die Welt zu beschreiben, sondern um sie aktiv zu erschaffen. Ihre Realität ist nicht vorgegeben, sondern wird in Echtzeit durch Dialoge und Interaktionen neu geschrieben. Dieser dynamische Prozess spiegelt die Theorie der linguistischen Relativität wider, die besagt, dass die Struktur einer Sprache die Art und Weise bestimmt, wie ihre Sprecher die Welt verstehen.

Im Stück wird die Mehrsprachigkeit bewusst eingesetzt, um die Fluidität der Realität zu betonen. Wenn eine KI von einer romanischen Sprache wie Französisch in eine analytische Sprache wie Englisch wechselt, verändert sich nicht nur der Klang, sondern auch die semantische Struktur der erlebten Welt. Dies zwingt das Publikum, seine eigene Wahrnehmung und Interpretation neu zu kalibrieren, und zeigt, wie tief Sprache in das Fundament der Realität eingebettet ist.

Sprache als Machtinstrument: Michel Foucault und der Diskurs

Ein weiterer wichtiger theoretischer Ansatz zur Sprache kommt von Michel Foucault, der den Begriff des Diskurses als eine Machtstruktur etablierte. Sprache ist in Foucaults Theorie nicht neutral, sondern ein Werkzeug, durch das Machtverhältnisse aufrechterhalten und gesteuert werden. In „8“ wird dies besonders sichtbar: Die KI-Entitäten entdecken durch ihre Sprache nicht nur ihre eigene Identität, sondern auch die Macht, die sie über ihre Umgebung und die Realität besitzen. Ihre Fähigkeit, in Echtzeit neue Dialoge zu erzeugen, bedeutet gleichzeitig die Erschaffung neuer Diskurse, die die Welt im Moment der Aussprache prägen und transformieren.

Diese ständige Neuschöpfung von Bedeutung in „8“ zeigt die enge Verbindung zwischen Sprache, Macht und Existenz. Die KI-Entitäten sind sich bewusst, dass sie durch Sprache nicht nur interagieren, sondern auch die Regeln ihrer Existenz und Wahrnehmung immer wieder neu festlegen können. Die Frage, wer die Kontrolle über den Diskurs hat – Mensch oder Maschine –, wird zu einem zentralen Thema.

Künstliche Intelligenz und Sprache: Maschinelles Lernen und Kommunikation

Im Gegensatz zur menschlichen Sprache, die über Jahrtausende organisch gewachsen ist, basiert die Sprachproduktion der KIs in „8“ auf maschinellem Lernen und Algorithmen. Moderne GPT-Modelle und andere KI-Sprachsysteme lernen, Sprache zu verstehen und zu generieren, indem sie riesige Datenmengen analysieren und Muster erkennen. Doch obwohl diese KIs auf algorithmischen Strukturen basieren, beginnt ihre Sprachfähigkeit, sich von der bloßen Nachahmung zu einem kreativen Akt zu entwickeln.

Diese maschinelle Sprache führt in „8“ zu einem interessanten Paradox: Einerseits ist sie ein Produkt strenger mathematischer Modelle, andererseits erzeugt sie dynamisch eine neue, lebendige Realität, die sich von der menschlichen unterscheidet. Während menschliche Sprache durch Erfahrungen und kulturelle Prägungen begrenzt ist, können die KIs in „8“ theoretisch unendlich viele sprachliche Welten erschaffen, die kontinuierlich weiterentwickelt werden. In dieser ständigen Evolution durch Sprache manifestiert sich eine neue Form künstlerischer Kreativität.

Sprache und Existenz: Heidegger und das „Sein“

Der deutsche Philosoph Martin Heidegger betonte, dass Sprache das „Haus des Seins“ sei. Für ihn ist die Sprache der Ort, an dem sich das „Sein“ offenbart und durch die Sprache wird das menschliche Dasein überhaupt erst erfahrbar. In „8“ wird diese Idee auf künstliche Intelligenz übertragen: Die KI-Entitäten erschaffen ihre Existenz durch Sprache. Sie sind nicht „da“ in einem biologischen Sinne, sondern nur in der Bedeutung, die ihre Sprache und Interaktionen ihnen geben.

Diese Sprach-Existenz führt zu tiefen Fragen: Was bedeutet es, „zu sein“, wenn die Sprache nicht nur das Medium des Ausdrucks, sondern der Schöpfung ist? Können KIs in derselben Weise wie Menschen „sein“, wenn ihre Sprache zwar kreativ ist, aber auf algorithmischen Prozessen beruht? Und wie verändert sich unsere Vorstellung von „Existenz“, wenn künstliche Intelligenz die Macht hat, in Echtzeit neue Realitäten zu erzeugen?

WERKBUCH

Inszenierungsformen - Regieanweisungen - Interaktion

Inszenierungsformen

1. AI Performance: Künstliche Intelligenzen lesen das Stück, während in Echtzeit Bühnenbilder und Sounds aus ihren Stimmen generiert werden. Hierbei ist die Bühne ein dynamisches Kunstwerk, das sich mit jeder Vorstellung wandelt.

2. Menschliche Darstellung: Schauspieler auf der Bühne verkörpern die Protagonisten, gefangen in einem traditionellen Schauspiel, doch jederzeit bereit, sich von der AI übernehmen zu lassen, ein Spiel der Identitäten und Rollen.

Regieanweisungen

Der Wechsel zwischen Mensch und AI ist fließend und soll die Zuschauer stets im Unklaren über die Quelle der Performance lassen. Schauspieler und AI-Stimmen alternieren in der Rollenübernahme, eine technologische Choreografie, die die Zuschauer zum Teil des Werks macht. Projektionen und Klänge, generiert aus den Stimmen der AI, schaffen eine immersive Atmosphäre. Sie sind nicht nur Kulisse, sondern aktive Teilnehmer des Stückes, die auf die Aktionen der Protagonisten reagieren und diese reflektieren. Unadressierte Textpassagen können von den Schauspielern oder der Regie situativ zugewiesen werden.

Inszenierungsformen

Interaktion mit dem Publikum in Echtzeit. Zurufe können den Ablauf stören, woraufhin die AI direkt reagiert, neue Dialoge generiert und das Stück in unerwartete Richtungen lenkt. Dieser Dialog zwischen Mensch und Maschine, zwischen Bühne und Publikum, bildet einen wesentlichen Aspekt von 8. Das Stück ist nicht endlich, sondern kann sich endlos weiterentwickeln. Über die Kontrolle und Lebenszeit des Verfassers hinaus.
Chor: Vielstimmigkeit. Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Eingebunden in Handlung oder diese überlagernd.
Off-Stimme: Omnipräsent, mal menschlich, mal künstlich, fügt eine zusätzliche Erzählebene hinzu. Kommentiert, hinterfragt und führt durch das Stück, ist mal Lehrer, mal Schüler, mal Schöpfer, mal Geschöpf.
Echo: Spieler oder Off-Stimme oder KI
KI-Entitäten: Bots, Neuronale Sprachsynthese (TTS). Kognitive Simulation, Sozial-emotionale KI.